Arizona

Arizona trägt den Beinamen Grand Canyon State.Der Namens-ursprung ist unklar. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts vertraten Historiker überwiegend die These, der Name stamme vom Begriff alĭ ṣonak („kleine Quelle“) der O’odham-Sprache, was phonetisch rein zufällig dem Spanischen árida zona für „trockenes Gebiet“ ähnelt und deswegen zum Namen des Landes wurde. Seit 1979 findet auch die These, dass baskische Einwanderer den Begriff aritz ona (gute Eiche) aus ihrer Sprache vergeben hätten, Unterstützung von Historikern. Quelle: Wikipedia

Wasserlösen mit Problemen
Mittlerweile ist es so heiss geworden, dass nicht einmal mehr der Fahrtwind Abkühlung bringt. Literweise fliesst das Wasser die ausgetrocknete Kehle hinunter, und auf der Haut bilden sich weisse Krusten vom Schweiss, der zu verdunsten scheint, noch bevor er sich durch die Poren gekämpft hat. Dass man da überhaupt noch Wasser lösen muss, grenzt schon fast an ein Wunder. Wenn’s aber trotzdem mal soweit ist, steht man als Mann vor einem kapitalen Problem: weil in dieser Gegend weit und breit kein Baum zu finden ist, an dem sich das Geschäft einigermassen sittlich erledigen liesse. So muss halt das niedere Buschwerk am Strassenrand als Ersatz hinhalten. Doch auch hier ist bedenkenloses Wasserlassen nicht so einfach möglich: Gerade als im Begriff bin, die staubtrockene Landschaft zu wässern, kriecht doch tatsächlich vor mir eine ausgewachsene Klapperschlange übers Terrain. Mit nachhaltiger Wirkung: Der Schreck ist mir dermassen in die Knochen gefahren, dass das Brünnlein sofort versiegt ist.

Versteinerte Bäume am Wegrand
Auf Bäume treffe ich dann aber doch noch. Ein paar Tage später … und in einer etwas anderen Form. Konkret sind es versteinerte Bäume, die im Petrified Forest-Nationalpark in der Gegend herumliegen und mit ihren schillernden Farben aussehen wie überdimensionale Kandiszucker-Stangen. Ein gewaltiger Vulkanausbruch, so entnehme ich dem Infoblatt, habe in grauer Vorzeit den Wald mit einer dicken Ascheschicht hermetisch zugedeckt. Während Millionen von Jahren hätten sich die Mineralien dann im Holz festgesetzt und so deren Form konserviert. Ich bin beeindruckt.

Kleine Bemerkung am Rande: mit Nachdruck wird man als Besucher darauf hingewiesen, dass es verboten sei, ein Stück versteinertes Holz (und sei es noch so klein) aufzuheben und mitzunehmen. Auf Diebstahl oder Zerstörung stünden strenge Bussen. Was ja irgendwie auch verständlich ist. Komisch allerdings, dass man direkt nach dem Park-Ausgang auf einen grossen Souvenir-Shop trifft, in dem die raren Versteinerungen gleich tonnenweise und zu sündhaft teuren Preisen verkauft werden… .??

Schlaflos in Flagstaff
Weiter führt die Fahrt durch kanadisch-grüne Wälder nach Flagstaff, wo ich im Ort ein charmantes kleines Motel finde. Überaus günstig, wie an dieser Stelle vielleicht noch anzufügen wäre. Etwas allerdings hätte mich stutzig machen sollen: die Schale mit den Ohr-Stöpseln an der Reception! Den Grund dafür lerne ich später, während meiner nächtlichen Wach-Phasen kennen: das Motel lag nämlich direkt neben einem unbewachten Bahnübergang! Über den praktisch jede halbe Stunde einer dieser ellenlangen Güterzüge rumpelte. Und wo die Lok-Führer die Sirenen ihrer Maschinen jeweils dermassen lange und ausgiebig hornen liessen, dass wohl auch mit den fettesten Ohrstöpseln nicht an Schlaf zu denken gewesen wäre.

Unbeschwertes Biker-Feeling.
Hinter einem kleinen Kaff mit Namen Ash Fork nimmt dann einer der schönsten Abschnitte der Route 66 seinen Anfang. Fernab der öden Highway windet sich die Strasse hügelan, und es macht fast den Anschein, als hätte sich die Route 66 all die schönen Landschaftsbilder einzig für diesen Streckenteil aufgespart. Ich geniesse das unbeschwerte Biker-Feeling in vollen Zügen und lasse mich auch von einem Plattfuss (dem ersten und einzigen auf der ganzen Strecke!) nicht aufhalten.

Seligman und Angel Delgadillo
Dann kommt Seligman, der bekannteste Ort und quasi das Herz der Route 66. Hier steht ‚er’, der legendäre Coiffeur-Salon von Angel Delgadillo, dem Vater und eigentlichen Retter der Motherroad of America. Über 80 Lenze zählt der Mann mittlerweile, ist aber noch immer voller Feuer, wenn es um „seine“ Strasse geht. In seinem alten Coiffeur-Stuhl sitzend schildert er mir gestenreich und engagiert den jahre-langen Kampf, den er mit den Behörden ausgefochten hat, weil er partout nicht einsehen mochte, weshalb die Route 66 wegen der neuen Interstates von der Landkarte verschwinden sollte. Und mit ihr das Leben in vielen Dörfern und Städten entlang der Strasse. Und sein unermüdlicher Einsatz beginnt Früchte zu tragen: die einstmals totgesagte Route 66 erlebt ein Comeback, wie es viele nicht für möglich gehalten hätten – vermutlich nicht mal Angel Delgadillo selber.

Hackberry General Store – Freilichtmuseum im Nirgendwo
Fährt man aus Seligman raus, verliert sich die Route 66 wenig später erneut in einer kargen, dürren Landschaft. Aus der dann, einer Fata Morgana gleich, unvermittelt ein schmuckes Kleinod auftaucht: der Hackberry General Store. Und was aus der Distanz wie eine ganz normale Tankstelle aussieht, entpuppt sich beim Näherkommen als eine Ansammlung von Route-66-Trouvaillen. Ein ehemaliger Hippie, so geht die Story, habe während Jahren unzählige Relikte aus der Blütezeit der Route 66 zusammengetragen und die kleine Tankstelle so zu einer Art Open-Air-Museum aufgemotzt. Alte Zapfsäulen, verbeulte Email-Schilder, vergilbte Fotografien und verrostete Autos – fotografische Motive gibt’s hier am laufenden Band. Und der Clou: Mit dem schönsten Stück der Sammlung, einem wunderschönen rot-weissen Chevrolet Corvette Cabrio, fährt der jetzige Besitzer jeden Tag zum Einkaufen in die Stadt. Und lacht, wenn er erzählt, dass ihm Autosammler aus aller Welt schon Unsummen für diesen Traumwagen geboten hätten. Das sei eben seine Auffassung von Lebensqualität, meint er mit einem Augenzwinkern, bevor er mit seinem Chevy in einer Staubwolke entschwindet.

High Noon in Oatman
Kurz darauf sind auch Lucy und ich wieder auf der Strasse – es geht Richtung Berge: der Sitgreaves-Pass ist zu überqueren. Der Gotthard der Route 66 sozusagen. Kurz nach der Passhöhe drängt dann im gleissenden Sonnenlicht eine richtige Goldgräberstadt ins Bild – Oatman. Es ist 12 Uhr mittags (High Noon!), und auf der Hauptstrasse geht gerade eine inszenierte Schiesserei ab. Die Touristen sind entzückt, und die einzigen, die sich nicht wirklich für das Schauspiel zu interessieren scheinen, sind die vielen Esel, die gelangweilt durch die Strasse trotten. Auf der Suche nach Touristen, die ihnen kiloweise saftige Karotten zustecken. Auch mir ist nach etwas Nahrhaftem, und so kehre ich im Oatman-Hotel ein, wo ich zuerst einmal ziemlich beeindruckt bin. Nicht nur wegen der netten Bedienung (das zwar auch!), sondern vor allem wegen der ‚teuren’ Tapeten: sämtliche Wände sind über und über mit echten Dollarnoten bepflastert! Ein alter Brauch aus Goldgräberzeiten, lässt mich die Lady wissen (sie ist wirklich hübsch!!), als die Männer vor dem Aufbruch auf ihre Gold-Claims noch schnell einen Drink in ihrer Stammkneipe kippten und dann einen Dollarschein mit ihrem Namen an die Wand pinnten. Aus Aberglaube, und damit sie – falls ihnen das Glück nicht hold gewesen sein sollte – bei ihrer Rückkehr wenigstens noch Geld für einen Drink hätten.

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